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AutorenbildChristine Dworschak

Überwinterungsvorbereitung im Innenraum

Aktualisiert: 22. Mai 2019

Leider kommt es immer wieder vor, dass Tiere noch im Schlupfjahr kurz vor der Kältestarre gekauft werden. Leider glauben immer noch einige Leute, dass so junge Tiere keine Kältestarre halten. Das stimmt jedoch nicht, wie sonst würden es wohl die Tiere in ihrem natürlichen Habitat macht. Eine Studie belegt auch ganz deutlich, dass diese erste kalte Überwinterung nicht nur sehr wichtig ist, sondern tatsächlich auch die Sterberate deutlich reduziert.


Nun ist sie schon mal da und weil sie doch noch so klein ist hab` ich sie im Terrarium. Außerdem hat mir der Züchter gesagt, dass ich ein so junges Tier noch nicht überwintern darf.

Leider ist diese Falschinformation immer noch weit verbreitet. Nicht selten beginnt die Information über die Haltung und die damit verbundene Vorbereitung und Durchführung der Kältestarre erst dann, wenn die Schildkröte bereits gekauft ist und der Winter vor der Tür steht. Ist das Tierchen dann bereits in ein Innenterrarium überführt und sitzt bei hohen Sommertemperaturen und einen Nahrungsüberfluss im Warmen, dann ist es nur sehr schwer das Tier auf die notwendige Kältestarre (Hibernation) einzustimmen.


Jetzt ist es aber passiert und was kann ich nun machen?

Eigentlich gibt es nur eine einzige Möglichkeit und die ist, das Klima dementsprechend zu korrigieren. Dazu muss man sich mit erstmals dem Klima des Mittelmeerraum auseinandersetzen. Dort bedeutet Herbst, genau wie auch bei uns, dass die Nächte länger und die Tage kürzer werden. Die Nachttemperaturen sinken deutlich. Je nach Gebiet kann es da große Unterschiede geben. Auch die Tagestemperaturen erwärmen die Luft bei weitem nicht mehr so, wie im Sommer. Dort, wo diese Tiere jedoch eigentlich leben ist alles ein wenig gemäßigter als hier bei uns in Österreich oder Deutschland.

Mit einem guten Frühbeet oder Gewächshaus kann man die Temperaturen, sowohl nachts, als auch Tagsüber sehr gut nachstellen. In einer weniger sonnen verwöhnten Gegend kann zeitweise eine zusätzliche Lampe notwendig werden. Durch die Verglasung kann sich der Innenraum mehr erwärmt als es den Tieren gut tut. Deshalb ist für eine gute, möglichst automatische, Lüftung zu sorgen.




Gut und schön, jetzt hab` ich aber heuer noch kein Frühbeet und auch keine Möglichkeit das Tier draußen in einem geschützten Bereich zu überwintern!

Da gibt es nur eine Möglichkeit, man muss dieses Klima im Innenraum nachahmen. Als erstes muss man überlegen, wo man das Tier Überwintern möchte. Dazu bieten sich mehrere Möglichkeiten an: Im Kühlschrank – damit ist nicht der Kühlschrank gemeint, der in der Küche steht und in dem man seine Nahrung aufbewahrt. Dazu nutzt man am besten einen Getränkekühlschrank. Im kalten Keller – der sollte nicht geheizt werden, nicht unter 0°C und nicht über längere Zeit über 10°C sein. Dazu eignet sich auch jeder andere Raum, der diesen Temperaturbedingungen entspricht. Ideal wäre dafür ein alter Erdkeller.

Nun kann mit der Vorbereitung begonnen werden. Die Tiere setzt man am Besten nicht in ein herkömmliches Glasterrarium, sondern in eine geräumige Kiste (Mörtelwanne, Hasenkäfig, …). Die sollte möglichst natürlich eingerichtet sein.

Als Bodensubstrat verwendet man, am besten gleich das Substrat, welches sich auch zur Einwinterung am besten eignet, nämlich ganz normale und nicht gedüngte Gartenerde aus dem eigenen Garten. Auch die übliche Anzuchterde eignet sich dafür, da diese nich viel Düngemittel enthält. Dieses Substrat sollte etwa 10cm-20cm hoch eingebracht werden. Ein schönes Stück, mit Wildkräutern durchwachsene Grassonde darf man gerne auch hinein legen. Eine Wurzel zum Verstecken und vielleicht noch einen kleinen Buschen (höheres Grasbüschel, Lavendel, Thymian, Salbei,…) aus dem Garten. Auch Laub und Stroh dienen gut als Pflanzenfilz, in denen die Tiere gerne ihre Verstecke suchen. Darüber hängt man eine möglichst gute UV Lampe, die auch gute Wärme abgibt. Unter der Lampe darf es ruhig an die 40°C haben. Die Ultraviolette Strahlung ist für junge Tiere sehr wichtig!

Durch gelegentliche Regengüsse (aus der Gießkanne oder einem Zerstäuber) kann man in diesem winzigen „Habitatsausschnitt“ schon ein wenig Herbst vorspielen. In einer flachen Schale sollte immer frisches Wasser angeboten werden.

Durch Löcher im Boden der Wanne kann man Staunässe verhindern. Mit einem „Wanne in Wanne System“ mit entsprechenden Abstand (eventuell zwei Ziegelsteine) lässt sich das gut bewerkstelligen. Wichtig ist, dass diese Konstruktion nicht in einem allzu warmen Raum steht, sonst erreicht man keine geeignete Nachtabsenkung. So manches ungeheiztes Schlafzimmer oder auch ein kühler Stiegen Aufgang könnte sich dazu eignen. Möglich ist auch eine geschützte Veranda oder Loggia.

Nun gilt es die Tageslänge und die Sonnenstunden zu reduzieren. Das lässt sich bei einer „künstlichen Sonne“ leicht nachahmen, man brauch sie nur späte ein und früher ausschalten.

So kann sich das Tier recht gut auf den bevorstehenden Winter einstimmen.

Die Schildkröte reduziert selbständig die Nahrungsaufnahme, bleiben immer länger in ihrem Versteck vergraben, bis sie letztendlich gar nicht mehr hervor kommt.

Dann ist es Zeit die Sonne nicht mehr scheinen zu lassen.

Die Schildkröte kann man nun in ihr endgültiges Winterquartier bringen.



Ist der Überwinterungsraum groß genug, wie z.B. in einem Keller, so kann man es gleich in der Kiste lassen. Man braucht nur noch etwas mehr Laub oder Stroh (kein Heu, das schimmelt sehr bald!) als Isolierschicht drauf legen und die Kiste eventuell vor gefährlichen Nagetieren (Mäuse, Ratten) schützen.

Möchte man das Tier im Kühlschrank überwintern, so kann man sie nun in eine kleine Box umbetten. Dazu nimmt man etwas Erde aus der Kiste (das Substrat muss so hoch sein, dass sich die Schildkröte komplett eingraben kann) , macht eine kleine Mulde und setzt das bereits inaktive Tier hinein. Man kann auch etwas Erde über das Hinterteil der Schildkröte geben, sie muss sich jedoch selbst und nicht durch menschliches Zutun wieder eingraben. Das kann einige Tage dauern. Am besten legt man gleich über das Tier Blätter und ab in den Kühlschrank.

Im Winter ist nicht mehr viel zu tun, man braucht lediglich gelegentlich nachschauen, ob das Substrat noch feucht genug ist und ob das Tier auch nicht munter an der Oberfläche herumkrabbelt. Ist die Erde zu trocken, so kann man mit einer Gießkanne in den Ecken der Kiste nach feuchten.

Der Kühlschrank muss regelmäßig (einmal in der Woche) für kurze Zeit geöffnet werden, damit ein Luftaustausch stattfinden kann. Ein kleines technisches Gerät (UTA-Zwischenstecker) sollte bei der Kühlschranküberwinterung sicherstellen, dass der Innenraum nicht durch einen technischen Defekt durch frieren kann. Dieses kleine Zwischenstück hätte schon so manchem Tier das Leben gerettet.

Zum Schluss möchte ich noch anmerken, dass die natürliche Kältestarre noch keiner gesunden Schildkröte geschadet, eine unnatürliche winterliche Munterhaltung jedoch vielen Tieren bereits das Leben gekostet hat. Leider kommen die Auswirkungen einer so unnatürlichen Haltung nicht unmittelbar zu tragen, sondern erst einige Zeit später. Zuerst wächst das Tier viel zu schnell, der Panzer kann kaum mit, die Panzerplatten wachsen Pyramidenförmig, sie wird höckerig. Jahre später, wenn sie sich mit etwa 10 Jahren gerade das adulte Alter erreicht hat, versagen die Leben, die Nieren und es kommt zu einem grausamen und langsamen Sterben.

Dabei könnte man das alles so einfach verhindern, wenn man es von Anfang an richtig gemacht hätte. Dem Tier nutzt das dann freilich gar nichts mehr!

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