Wer sich im Frühling in den natürlichen Verbreitungsgebieten der Griechischen Landschildkröte schon einmal aufgehalten hat, und damit meine ich nicht eine Urlaubswoche, sondern immer wieder und über längere Zeit, der weiß, wie kalt es dort an manchen Tagen werden kann. Sicher, im Juli und im August ist es meist so warm, dass die Tiere zu einer Ruhephase gezwungen werden. Sie ziehen sich dann in ihre schattigen Verstecke zurück und warten auf angenehmere klimatische Bedingungen, bis sie wieder ihre Aktivitäten aufnehmen können.
Mai 2010 in der Südtürkei, man achte bitte wie warm ich gekleidet bin, obwohl es sonnig war.
Ein sehr ähnliches Klima können wir in einem Gewächshaus schaffen. Als Gärtner nutzt man das um Salate und Paradeiser entsprechend früher ernten zu können, während wir Schildkrötenhalter dieses wunderbare Mittelmeerklima voll und ganz unseren Schildkröten zu Verfügung stellen. An warmen sonnigen Frühlingstagen kann es da sogar zu warm werden, was durchaus kein Problem ist, da man ganz einfach die Türen (oder im einem kleinen Frühbeet, wo es oft viel schneller heiß werden kann) bzw. das Dach öffnen kann, ja sogar muss.
während draußen der Schnee liegt wächst und gedeihen mediterrane Pflanzen im Gewächshaus
An kühlen Tagen, an denen keine Sonne scheint, ist es natürlich nicht so warm. Dennoch ist es im Gewächshaus weitaus wärmer als draußen. So kann ich, an einem regnerischen kühlen Frühlingstag im Gewächshaus herumgärtnern und oft sogar meinen Kaffee auf meiner „Gewächshausterrasse“ genießen, was draußen, einfach unmöglich wäre. Im Frühling gibt es bei uns, in den Bergen Österreichs auch einmal richtig kalte Tage, erst heuer gab es Ende April, plötzlich und unerwartet einen guten Meter Schnee
Was da meine Schildkröten machen? Ob ich fleißig zu heize, wie viel Lampen ich da im Einsatz habe? Nein, keine Lampen brennen da und auch zugeheizt wird bei einem solchen unerwarteten Kurzwintereinbruch nicht. Meine Tiere begeben sich freiwillig wieder unter die Gewächshausterrasse uns warten das kühle Wetter, welches im Gewächshaus bei weiten nicht so grausig kalt wie draußen ist, einfach ab. Sie „verschlafen“ diese Zeit ganz einfach. Kaum blinzelt die Sonne durch die Gewächshausscheiben, schon sitzen sie alle wieder da und genießen diese natürliche Wärme. Ich übrigens auch!
Diese testudo hermanni hermanni sonnt sich bereits Ende Februar im Gewächshaus. Wenn es wieder kalt wird verzieht sie sich wieder in ihr Winterquartier.
Im Laufe der Jahre habe ich meine Schildkrötenhaltung immer wieder versucht zu optimieren. So hatte ich Schlafhäuschen mit Deckeheizung, Wärmestrahler im Frühbeet, bzw im Gewächshaus und sogar eine Gewächshausheizung hatte ich schon ausprobiert. Meine Tiere fanden das jedoch nicht so toll. Aus den, von oben beheizten Schlafhäuschen sind sie regelrecht geflohen. Mittels dieser Methode konnte ich die winterliche Ruhephase in keiner Weise hinauszögern oder verkürzen. Meine Tier scheinen sich diesbezüglich wohl eher an den natürlichen Temperaturen und dem Sonnenstand zu orientieren und sich keineswegs durch eine unnatürliche Wärme von der Hibernation aufhalten zu lassen. Meine Lampen im Gewächshaus, ich habe insgesamt 4 Lampen, hatte erst ein einziges Mal, im Frühling 2012, genutzt. Damals war es ein Frühjahr, in dem sich die Sonne tatsächlich über 4 Wochen nicht blicken ließ. Das ist für meine Gegend, im Niederösterreichischen Voralpengebiet sehr ungewöhnlich. In manchen Forengruppen mag mir „Kalthaltung“ (so ein neues Modewort unter Schildkrötenhaltern) vorgeworfen werden. Unsere Schildkröten (ich halte Testudo hermanni hermanni, aus Kalabrien, aus der Toskana und aus Sardinien [nach Lokalformen getrennt!] und auch eine Gruppe sardischer Marginata) zeigen mir jedoch sehr genau was sie wollen und das ist wohl nicht eine unnatürliche Überwärmung durch zusätzliche Wärmestrahler. Das bedeutet keineswegs, dass ich ein Gegner von zusätzlicher Erwärmung bin, man muss sich in das Gewächshausklima jedoch erst einmal hinein fühlen. Dieses ist nämlich je nach Gegend in der man lebt sehr unterschiedlich und auch die Lage des Geheges und der Standort des Frühbeetes/Gewächshauses spielt diesbezüglich eine wesentliche Rolle. Durch mein großes Gewächshaus, in dem ich selbst eine Terrasse nutzen kann, habe ich den Vorteil, dass ich das Klima, durch Spüren, sehr gut beurteilen kann. So spüre ich, dass ich ganz bestimmt keine zusätzliche Wärme über mir haben möchte, wenn ich an manchen Wolken durchzogenen Tag, meinen Kaffee auf dieser Innenterrasse genieße.
Oft denke ich, dass Schildkröten, die am meisten „zu Tode gepflegten Tiere sind“. Und das nicht nur, weil man ihnen, ohne einem Frühbeet, in dem man so wunderbar ein mediterranes Klima schaffen kann, keine Möglichkeit zum Aufwärmen bietet, sondern auch durch das Gegenteil, zu viel an Wärme. Gerade zu „gut bestrahlte“ Schildkrötenweibchen werden durch dieses zu viel an Wärme zu wahren Legemaschienen. Nicht selten liest man von einem Dritten, Vierten und sogar einem Fünften Gelege.
Ob das noch natürlich ist …. ?
Ob das ganz ohne gesundheitlichen Einbußen ist ...?
Sicherlich schüttelt jetzt der eine oder andere Leser den Kopf, schließlich leben wir nicht am Mittelmeer, wo die Tiere ja eigentlich herkommen. Vielleicht sollten Sie einmal ihren Urlaub auf das zeitige Frühjahr verschieben. Eine Reise im April in die Türkei, nach Griechenland, Bulgarien, Albanien, Italien oder vielleicht nach Kroatien würde da ein weinig Aufschluss und Gefühl für Frühjahrstemperaturen in den Schildkrötenhabitaten bringen. DASS ist es nämlich, was wir unsren Tieren bieten sollten.
Wenn die Sonne dort nämlich scheint, dann kann es richtig warm werden, genauso wie im Gewächshaus. Scheint sie jedoch nicht, wie es auch in den Ursprungsländern im Frühling, oft vorkommt, dann ist es auch dort ganz schön kühl.
Gerne diskutieren wir im www.landschildkroeten-forum.eu über diese und auch über viele andere Themen.
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