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Wenn es wieder kalt wird

Es ist der 15 März 2016  Und wie so oft in den vergangenen Jahren scheint der Frühling, der schon so nah zu sein schien, doch noch etwas auf sich warten zu lassen. Dabei haben die warmen Sonnenstrahlen einige meiner Schildkröten bereits vor zwei Wochen aus der Kältestarre geholt. Sie genossen die Sonne, fraßen sogar teilweise schon und nun ist es wieder richtig kalt. Gestern noch saß ich mit kurzarmigen T-Shirt im Gewächshaus und trank in der Sonnen meinen Nachmittagskaffee und heute traue ich mich fast gar nicht auf den Thermometer schauen – gerade +5°C zeigt dieser im Gewächshaus, während draußen alles wieder von einer dicken, weichen Schneedecke verschlungen wird.

Was für ein Märzwetter!

Meine Schildkröten merken natürlich auch, dass es wieder kalt geworden ist und haben sich zurückgezogen, in ihr Winterquartier unter die Gewächshausterrasse.



Lampen? Ob ich jetzt mittels Lampen, Deckelheizung oder einem anderen Heizgerät dazu heize? Nein! Wozu?

Schildkröten sind Reptilien und als solches wechselwarme Tiere. Das bedeutet, dass sie ihre Energie von außen, durch die wärmende Sonne auftanken. Nur wenn sie genügend Energie aufgetankt haben können sie Fressen, verdauen und alles auch wieder ausscheiden. Ohne Energie, ohne ausreichende Wärme funktioniert der Stoffwechsel bei diesen Tieren nicht.



Was jedoch oft nicht bedacht wird: ohne Energie, also ohne Wärme von außen, verbrauchen diese Tiere auch keine Energie. Das ist das Geheimnis der Kältestarre und genau das ist es auch, was die sogenannte Kälte- oder auch Winterstarre von einem Winterschlaf unterscheidet. Es ist also ganz einfach und leicht zu verstehen:

> Energiezufuhr, also Wärme und Nahrung  = Aktivität und Energieverbrauch. > keine Energiezufuhr, also kalt = keine Aktivität und auch kein Energieverbrauch.

Genau deshalb mache ich mir, wie auch schon in den vielen, vielen Jahren zuvor keine Sorgen um meine Tiere. Ich heize sie auch nicht mittels Wärmematte oder einer zusätzlichen Lampe b.z.w. irgendeinem anderen Heizgerät auf, ich lass sie, einfach in ihrem Gewächshaus tun und lassen was sie möchten. Und sollte es tatsächlich noch einmal richtig frostig werden, so begeben sich alle meine Tiere, egal ob jung oder alt, ob groß oder noch ganz winzig, wieder in eine Kältestarre.

Nun wüsste ich aber doch zu gern, welche Temperaturen die Tiere in ihren natürlichen Habitaten haben. Dank dem modernen Internet weiß man das ja sehr genau. Das Ergebnis überrascht mich nun doch ein wenig. So errechne ich mir aus all den Habitats Ländern (Kroatien, Albanien, Griechenland, Türkei, Rumänien und Bulgarien) der Griechischen Landschildkröte, der östlichen Unterart einen Mittelwert im März von: 12,4°C   am Tag und 5,6°C   in der Nacht. Im April haben sie bereits durchschnittlich 16,6°C  am Tag und  8,2°C   in der Nacht. Und wie sieht es bei uns in Österreich aus? Tagsüber haben wir im März durchschnittliche Tagestemperaturen von 8°C und nachts sinkt das Thermometer auf nur 1°C. Im April tagsüber 14°C und nachts 5°C. Das sind jedoch die Außentemperaturen. Wenn ich jetzt noch bedenke, dass ich meine Tiere um diese Jahreszeit vorwiegend im Gewächshaus habe, dann passt das Klima ja ganz wunderbar.

Interessant sind auch noch die Sonnenstunden. Die scheint nämlich im März durchschnittliche 5 Stunden am Tag, während bei uns in Österreich eine ganze Stunde fehlt. Hier scheint sie nur 4 Stunden, genauso, wie in Bulgarien auch. 

Während ich so meine Gedanken schweifen lass und all das hier niederschreibe scheint draußen, wenn auch nur für kurze Zeit, wieder die Sonne. Nein, warm ist es trotzdem nicht. Ein Blick auf den Außenthermometer verrät mir + 4°C Außentemperatur.

Im Gewächshaus jedoch ist die Quecksilbersäule schon auf über 10°C gestiegen und sämtliche meiner europäischen Landschildkröten nutzen diese kurze Zeit, bevor die kühle Nacht sie in ihre Höhlen treibt, wo sie wieder starr und steif warten, bis sie sich wieder erwärmen können.



So ein Wetterumsturz im März ist weder in den Habitatsländern noch bei uns in Österreich etwas Ungewöhnliches. Oft höre ich da von engagierten Haltern:" Zum Glück hab` ich meine Tiere noch nicht ausgewintert" - Ich bin mir da jedoch ganz und gar nicht sicher, ob das wirklich so sinnvoll ist. Erstens wintern sich die Tiere witterungsbedingt von selbst aus und wenn es wieder kalt wird, dann fallen sie ganz einfach wieder in eine Starre. Im Unterschied zu den Tieren, die immer noch in den Kühlschränken oder Kellern in der Starre gehalten werden, habe diejenigen, die sich selbständig im Frühbeet/Gewächshaus bereits "ausgewintert" haben immerhin schon einige Tage Energie tanken können.



 Ob ich gar keine Wärmelampen habe?

Doch, die habe ich schon. Wenn es über längere Zeit wieder kühl, weder kalt noch warm wird, wenn wir da, wo ich lebe längere Zeit gar keine Sonne zu sehen bekommen, dann greife ich auch auf diese Technik zurück. Wegen ein paar kalten Tagen mache ich mir aber keine Sorgen. Ganz im Gegenteil, freue ich mich doch, dass ich es schaffe in meinem Gewächshaus so naturnahe Frühlingstemperaturen schaffen zu können.


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