In ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet sind Testudo kleinmanni zum Teil sehr extremen Bedingungen ausgesetzt. In menschlicher Obhut schützen wir unsere Tiere vor u. a. negativen Einflüssen wie Prädatoren, Feuer oder fehlendem Nahrungsangebot.
Naturnahe Wetter- und Temperaturverläufe sollten wir so gut wie möglich in menschlicher Obhut nachstellen. Zwar können wir die zum Teil extremen Hitzetage sowie auch die richtig kalten Winternächte etwas mildern, die generellen Temperaturschwankungen sollten wir jedoch auch bei unserer Haltung berücksichtigen.
In der folgenden Monatsübersicht möchte ich darstellen, unter welchen Bedingungen ich meine Testudo kleinmanni in den jeweiligen Monaten in meinem Wintergarten-Terrarium halte. Selbstverständlich handelt es sich hier lediglich um Durchschnittswerte, die durchaus von Tag zu Tag variieren können.
Jänner
Nun regnet es im Habitat seltener. Im Terrarium lasse ich es in diesem Monat ein einziges Mal regnen. Dieser Regenguss ist jedoch nur von kurzer Dauer. Gebadet werden meine Tiere trotzdem zwei Mal. Besonders für Jungtiere sind diese Bäder sehr wichtig.
Die Nächte sind immer noch kühl, die Tagestemperatur liegt bei angenehmen 20 °C.
Unter den Wärmelampen ist es jedoch wesentlich wärmer. Die Nahrungsaufnahme ist nicht mehr so vordergründig. Die Männchen haben ihren Paarungstrieb entdeckt, auch die Weibchen sind dazu bereit.
Februar
Nun ist die Paarungszeit bei den Tieren im Habitat in vollem Gange. Langsam werden auch die Tage wieder länger. Regen fällt nur sehr selten.
Um mögliche Paarungsverletzungen bei meinen Tieren rechtzeitig zu erkennen, wird die Kloake der Weibchen bei den zweimaligen Bädern sicherheitshalber genauer betrachtet.
Das Nahrungsangebot bleibt gleich wie im vorherigen Monat.
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März
Die Tage sind bereits deutlich länger, was auch Auswirkungen auf den Tag und Nachttemperaturen hat. Die Paarungsbereitschaft lässt wieder rapide nach und im Terrarium wird es wieder ruhiger.
Die Gräser sind zu hohen, sattgrünen Büscheln herangewachsen. Immer häufiger ziehen sich die Tiere in ihre Verstecke zurück.
Draußen kann man bereits die ersten grünen Wildkräuter sammeln, was für die Tiere eine willkommene Abwechslung bei der Ernährung darstellt.
In diesem Monat werden oft schon die ersten Eier abgelegt. Regen fällt nun keiner mehr.
April
Die aufgeschossenen Grasbüschel beginnen langsam zu vertrocknen. Ein weiteres Gelege wird abgesetzt. Das Männchen zeigt an den Weibchen kein Interesse mehr. Im Terrarium wird es immer trockener. Gleichzeitig werden die Nächte, als auch die Tage wärmer. Die Sonne scheint deutlich länger.
Immer öfter müssen sich die Tiere mit vertrockneten Pflanzen begnügen.
Mai
Jetzt ist es untertags im Habitat schon richtig warm. Bei etwa 26 °C ziehen sich die Tiere in die schattigen Höhlen oder zu den fast ausgetrockneten Grasbüscheln zurück.
Gefressen wird nur noch am Morgen, ganz selten auch am späteren Nachmittag. Die meiste Zeit leben die Tiere nun zurückgezogen.
Ein Bad gönne ich meinen Tieren trotz Trockenheit und Hitze.
Juni
Jetzt ist es richtig heiß. Die Sonne geht bereits um 5 Uhr auf und es bleibt bis 21 Uhr hell. Unter diesen Bedingungen ist keines meiner Tiere unterwegs. Das Nahrungsangebot beschränkt sich nur noch auf wenige getrocknete Wiesenkräuter.
In diesem Monat bade ich meine Tiere nicht mehr.
Sämtliche Pflanzen und Gräser sind völlig ausgedörrt und hängen nur noch als Stroh über den Höhlen, in denen die Tiere ihre Tage verbringen.
Ab und zu kann man ein Tier in den zeitigen Morgenstunden an der Wasserquelle beobachten.
In diesem Monat schlüpfen die ersten Nachzuchten, die unter künstlichen Bedingungen im Inkubator ausgebrütet wurden
Juli
Die Hitze wird fast unerträglich im natürlichen Verbreitungsgebiet der Tiere. Die durchschnittliche Lufttemperatur beträgt etwa 30 °C und auch die Nächte kühlen kaum noch ab.
Testudo kleinmanni befinden sich in einem Ruhezustand, der Ästivation.
Nahrung biete ich ihnen trotzdem regelmäßig an, auch wenn sie kaum davon etwas aufnehmen.
In dieser heißen Jahreszeit ist es von großer Wichtigkeit den Wasserhaushalt trotz unwirtlichen Temperaturen aufrecht zu erhalten. Die hohe Luftfeuchtigkeit, vor allem in der Früh, ist ausgesprochen wichtig.
Um einer Dehydrierung entgegenzuwirken bade ich – trotz Ästivation – meine Tiere einmal in diesem Monat in handwarmem Wasser. Eine frühmorgendliche Wasserstelle steht ihnen zusätzlich täglich zur Verfügung.
Auch in diesem Monat schlüpfen die Jungtiere im Inkubator.
August
Dieser Monat unterscheidet sich kaum von dem vorherigen. Noch immer ist es sehr heiß und die Tiere dementsprechend inaktiv. Auch im August werden meine Tiere einmal gebadet.
Nachzuchten schlüpfen im August kaum mehr.
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September
An der nordafrikanischen Küste herrscht immer noch Trockenheit und Hitze. Die Pflanzen sind ausgedörrt und den Tieren steht kaum Nahrung zur Verfügung.
Die Tiere zeigen kaum Aktivität, diese sitzen unverändert in den Höhlen und nützen lediglich die frühen Morgenstunden, um den Tau von verdorrten Blättern und Steinen zu lecken.
Im Terrarium ist der Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht nicht besonders hoch.
Eine Sepiaschulpe und trockene Wiesenpflanzen liegen für die Tiere bereit, ab und zu knabbern sie in der Morgendämmerung daran.
Um den Wasserhaushalt im Gleichgewicht zu halten, werden die Tiere in diesem Monat einmal in handwarmem Wasser gebadet. Danach ziehen sie sich schnell wieder zurück, um weiterhin Großteiles inaktiv in ihren Höhlen liegen.
Oktober
Der erste Herbstregen fällt. Zwar nicht besonders viel Wasser, aber dennoch zeigen sich erste Auswirkungen. Zartgrün sprießen nun so manche Gräser mitten im immer noch recht trockenen Boden. Die Temperaturen werden langsam erträglicher. Langsam beginnen die Tiere mit der Aufnahme frischer Blätter und Blüten.
Bei uns stehen zu dieser Jahreszeit reichlich frische Wiesenpflanzen zur Verfügung. Blüten sind wahre Leckerbissen und bringen auch viel Energie.
Während die Tiere immer aktiver werden, nimmt die Tageslichtlänge weiterhin ab. Gegen 7 Uhr morgens geht die Sonne auf und um 18 Uhr geht sie schon wieder unter.
Auch im Terrarium lockt ein ordentlicher Regenguss die Tiere aus ihren Höhlen. Nach der langen Trockenzeit genießen die Tiere lange ausgedehnte Bäder, die ich zwei Mal anbiete.
November
Jetzt kommt langsam Leben in die Landschaft der Habitate. Überall sprießen frische grüne Blätter und Gräser, die von den Tieren gleich abgeäst werden. Die Tiere strotzen voller neuer Energie und verbringen die meiste Zeit des Tages mit der Futtersuche.
Die Tage werden deutlich kürzer, noch 9,5 Stunden ist es hell, wobei sich die Sonnenstunden nur noch auf wenige Stunden begrenzen.
Die Nahrungsaufnahme spielt in diesem sowie auch in den kommenden Monaten eine große Rolle. Meine Tiere bekommen neben den wenigen Wildkräutern, die draußen noch zu finden sind, auch Karotten, Brokkoli (Blätter und Röschen), Sprossen und Golliwoog®.
Im Terrarium wird es nun etwas feuchter. An zwei Tagen lass ich es sogar richtig „regnen“. Um eine gute Wasseraufnahme sicher zu stellen, werden sie auch zwei Mal in diesem Monat gebadet.
Dezember
Nun ist die dunkelste Jahreszeit im Habitat. Die langen, dunklen Nächte erreichen ihren Höhepunkt. Das merkt man auch an den Temperaturen. In ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet sinken die Nachttemperaturen im Durchschnitt auf 9° C.
Im Terrarium hingegen lasse ich die Nachttemperatur nicht unter 13 °C fallen.
Die Lufttemperatur wird also bei mir ein wenig wärmer als im Habitat der Tiere. Am Morgen wärmen sich die Tiere unter den Lampen lange auf, um ihre Aktivtemperatur zu erreichen. Die Lufttemperatur beträgt tagsüber etwa 20 °C. Auch in diesem Monat sorge ich für zwei Regentage. Noch zeigt mein Männchen kaum Interesse an den Weibchen, viel wichtiger scheint die Nahrungsaufnahme zu sein. Ein gutes und ausgewogenes Nahrungsangebot ist dementsprechend wichtig. Da sich nun kaum noch Wildpflanzen im Garten finden lassen, werden diese durch entsprechende Salatsorten ersetzt.