Haltung
bedeutet weitaus mehr durch die heutigen technischen Möglichkeiten ein Tier am Leben zu erhalten. Durch Technik, Bodensubstrat, Bepflanzung und andere möglichst naturnahe strukturierende Gegenstände schafft man in einem kleineren Bereich einen Lebensraum, in dem sich die Tiere wohl fühlen können.
Auf dieser Seite berichte ich von meinen Erfahrungen und wie meine Tiere unter den Bedingungen, die ich ihnen geschaffen habe, leben.
Bei der Einrichtung des Terrariums spielt nicht nur das Bodensubstrat und die Bepflanzung eine große Rolle, auch die Luftfeuchtigkeit, die Beleuchtung, die Luft- und Bodentemperatur sowie den temporären Schwankungen zwischen Tag und Nacht als auch die Jahreszeitlich bedingten Unterschiede sind von großer Bedeutung.
Auf eine gute Durchlüftung ist ebenso zu achten, wie auf eine für unser menschliches Auge ansprechende Gestaltung.
Welchen Ausschnitt würden Sie für Ihr Terrarium wählen?
In einem großen Terrarium ist es einfacher den natürlichen Lebensraum nachzuempfinden als in einem kleinen.
Durch die Bauweise unseres Hauses bot es sich an, den gegen süd- Ost gerichteten, etwa 9m² großen Erker zu einem Wintergarten auszubauen.
Eine solche Größe bietet die Möglichkeit verschiedene Bodensubstrate, wie auch eine Vielzahl an Pflanzen, Steinen, Höhlen und Gehölz einzubringen, die das Klima mit beeinflussen. Auch sorgen viele verschiedene Materialien für eine gute Strukturierung.
Da unsere österreichische Sonne, kaum mit der Nordafrikanischen zu vergleichen ist, musste ich einiges an technischen Hilfsmitteln einsetzen.
Mehrere Metalldampfstrahler sorgen, vor allem in der finsteren Jahreszeit für Licht, UV und Wärme. Ein zweifachverglastes Glasdach isoliert gut, lässt Tageslicht durch und sorgt für eine natürliche Grundbeleuchtung.
Dank einer Glasschiebetüre und ein automatisch öffnendes Dachfenster kann der Wintergarten gut Belüftung werden.
Da dieser spezielle Wintergarten auf keiner Fundamt Platte steht ist das aufgebrachte Bodensubstrat direkt mit dem Mutterboden verbunden.
Als oberste Substratschicht wurde Quarzsand, Lehmpulver und Muttererde aus dem Garten verwendet.
In unterschiedlichen Mischverhältnisse wurden diese auf den ursprünglichen Boden aufgetragen. So konnten unterschiedliche Bodenstrukturen geschaffen werden. Meine Tiere nehmen alle Böden sehr gerne an, auch wenn die Vorlieben durchaus jahreszeitlich bedingt variieren.
Dort, wo der Erdanteil höher ist, gedeihen die meisten Pflanzen besser. Leider sind viele der Pflanzen, die im eigentlichen Habitat zu finden sind, bei uns nicht erhältlich und so musste ich auf andere Sukkulenten und Dickblattgewächse zurückgreifen.
Folgende Pflanzen haben sich in meinem Kleinmanniwintergarten bewährt: Echeveria pulvinata, Kalanchoe tomentosa, Aloe rauhii, Aloe bellatula, Glottiphyllum spec. (dessen Blüten gerne gefressen werden), Dioscorea elephantipes (deren Blattwerk ohne Schutz leider auch gefressen wird) Tradescantia sillamantana, Euphorbia tirucalli
Auch eine Yucca steht im hinteren Teil und sorgt mit ihren ausladenden Blättern für eine gute Beschattung.
Pflanzen, die direkt im Bodensubstrat wachsen sorgen nicht nur für ein gutes Klima, sie festigen auch den Boden und bieten natürliche Versteckmöglichkeiten.
Durch die regelmäßige Bewässerung sorgen sie zusätzlich für eine gute Luftfeuchtigkeit.
Eine ausreichend Luftfeuchte von durchschnittlich 60% erreiche ich jedoch nur mittels zusätzlichen Luftbefeuchtungsgerät.
Hier finden Sie einen Bericht über den Aufbau meines WINTERGARTENS, den ich als Lebensraum für meine Kleinmannis gebaut habe.
An einem Teil wachsen Futterpflanzen, wie Malven, Wegeriche, Löwenzahn, Wegwarte, Vogelmiere, Disteln und vieles mehr.
Um den Boden nicht aufzuweichen, bewässere ich diese durch eingegrabene Schläuche, bzw. durch Tonröhren, die direkt zu den Wurzeln führen. So müssen die Tiere nicht auf nassen, matschigen Boden laufen.
Gräser und niedere Sträucher werden von meinen Tieren sehr gerne als Versteckmöglichkeit angenommen.
Zusätzlich biete ich ihnen aus Ton gefertigte Höhlen an. Durch die spezielle Brenntechnik (Sinterbrand) dieser Höhlen wird das Material so gedichtet, dass sich ein eigenes
Mikroklima bilden kann.
So herrscht im Höhleninnenraum eine angenehme Temperatur, was den Tieren ermöglichet ihre eigene Feuchtigkeit besser zu halten. Einige große Steine, wie auch ein großer entrindeter Ast dienen als weitere Dekoration. Durch diese strukturierenden Gegenstände wird auch die gegenseitige Sicht der Tiere eingeschränkt und an sonnigen Tagen entstehen mehrere Schattenplätze.
Zusätzlich bietet das die Möglichkeit den kleinen Lebensraum meiner Kleinmannis jederzeit in zwei, wenn nötig sogar drei, Teile aufzuteilen.
Wärme, Licht und UV
Um die Vitalfunktionen aufrecht zu erhalten ist ein wechselwarme Reptil auf Wärme, Licht und die richtige Dosis von UVA und UVB Strahlen angewiesen. So ist ihre Körpertemperatur nahezu gleich mit der Umgebungstemperatur. Ist es zu kalt oder zu warm, so ist sie nicht in der Lage Nahrung aufzunehmen und zu verdauen.
Anders als bei Säugetieren produziert der Reptilienkörper einige wichtige Vitamine selbst, im Besonderen das lebensnotwendige Vitamin D3, wobei sie auf eine ausreichende UVB Strahlung angewiesen ist.
Vitamin D3 ist für die Calciumeinlagerung im Skelett notwendig. Kann nicht genug Calcium im Knochengerüst einlagert werden, so erweicht das Skelett und damit auch der knöcherne Panzer. Die Schildkröte wird rachitisch.
Da auch das gesamte Immunsystem unter einem UV Mangel leidet, sind Tiere, mit unzureichender UV Versorgung wesentlich krankheitsanfälliger als andere.
Das Sonnenlicht UV wird in drei unterschiedliche Strahlungen eingeteilt: UVA, UVB und UVC.
Die UVA-Strahlung belebt und wirkt sich positiv auf den Stoffwechseln und das Immunsystem aus.
Die UVB Strahlen sind für die Vitamin D3 Bildung und damit für die Calciumeinlagerung in das Knochengerüst verantwortlich.
Die UVC Strahlung ist für uns, als Schildkrötenhalter nicht von Bedeutung.
Im Handel steht uns heute eine große Palette verschiedener UV-Lampen zur Verfügung.
UV Kompaktlampen geben einen hohen UV Wert ab, sind energiesparend, bringen jedoch nur wenig Wärme.
UV-Leuchtstoffröhren haben eine recht geringe Reichweite, sie müssten sehr knapp über dem Boden montiert werden um das Tier ausreichend mit UV zu versorgen. Kombiniert mit einer Wärmelampe eignet sie sich jedoch durchaus für ein gutes Grundlicht.
UV-Flächenstrahler bieten eine gute Kombination von UVA und UVB Strahlung, geben gutes Tageslicht und zusätzliche Wärme ab. In kleinen Terrarien Anlagen kann es jedoch zu einer unerwünschten Überhitzung kommen. Ein ausreichend großer Innenraum ist auf jeden Fall sinnvoll.
Um einer Augenschädigung vorzubeugen soll die UVB Lampe gerade und in entsprechender Höhe über dem Sonnenplatz aufgehengt werden.
Je höher der Strahler hängt, desto geringer ist die UV-Ausbeute, desto größer jedoch der Lichtkegel.
Die Wattanzahl sowie die Anzahl der Lampen sind stark von der Terrarien Größe und auch vom Platz des Terrariums abhängig.
Zumindest 70 Watt sollte eine gute Lampe jedoch haben.
Generell ist es sinnvoll das bereits fertig eingerichtete Terrarium eine Zeit lang zur Probe, ohne der Tiere, in Betrieb zu nehmen.
Unter der Lampe sollte es nicht mehr als 40°C haben, die Luft selbst muss jedoch – je nach Jahreszeit – wesentlich kühler sein.
Wichtig ist, dass sich die Tiere gleichmäßig und nicht punktuell aufwärmen können.
In meinem 9m² großen Wintergarten, in dem 5 adulte und 3 semiadulte Tiere leben, habe ich 6 Metalldampflampen mit 150 Watt der Firma ReptilExpert in Verwendung. An sonnigen Tagen werden diese jedoch nicht zugeschaltet. Da liegen meine Tiere viel lieber in der echten Sonne.
Für eine gut Grundwärme sorgt eine schräg aufgehengte Infrarotpaneele. Ich habe mich dafür entschieden, weil diese der Sonnenwärme am nächsten kommt.
Da mein Wintergarten relativ hoch ist habe ich die gesamte Verkabelung unterirdisch durch Kabelrohre verlegt.
Sicher wäre es schön, den Tieren durch eine Außenhaltung echte Sonne und frische Luft anzubieten. Unsere Sommertemperaturen entsprechen durchaus den Wintertemperaturen im Habitat. Da läge der Gedanke nahe, die Jahreszeiten einfach umzudrehen und die Aktivzeit in die Sommermonate zu verlegen.
Es ist aber kaum möglich, die Tiere einfach umzupolen. Da die Aktivität der Tiere nicht nur durch Temperaturen, sondern auch in hohem Maße von der Tageslichtlänge beeinflusst wird, würde eine Umkehr der Aktivitätsphasen dem natürlichen Rhythmus zuwiderlaufen.
An warmen Frühlings- bzw. Herbsttagen könnte man den Tieren durchaus ein paar „echte“ Sonnenstrahlen gönnen.
Da Testudo kleinmanni jedoch sehr ortstreu ist und sich nur sehr langsam an eine neue Umgebung gewöhnt, macht es wenig Sinn, für die wenigen Tage die Tiere in eine ihnen unbekannte Umgebung zu setzen.